Makijs
21-02-2005, 22:21
http://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/21/0,1872,2258229,00.html
Sekt oder Selters
Dariusz Michalczewski gegen Fabrice Tiozzo: Wie stark ist der "Tiger" noch?
"The Eye of the Tiger" donnerte es zwölf Jahre lang aus den Lautsprechern, wenn Dariusz Michalczewski in den Ring einzog. Doch nach dem 18. Oktober 2003 und der ersten Niederlage seiner Profi-Karriere war es merkwürdig ruhig geworden um den "Tiger". Wenn man Michalczewski dieser Tage nahe kommt, so scheinen einem die Augen des Tigers tatsächlich die wahre Bedeutung des Comeback-Kampfes gegen den Franzosen Fabrice Tiozzo zu verraten (26. Februar ab 22 Uhr live im ZDF).
http://www.zdf.de/ZDFde/img/29/0,1886,2447325,00.jpg
Eine deutlich sichtbare Narbe über dem linken Auge erinnert noch immer an jene Nacht im Herbst 2003. Alle - die Fans, die Medien und auch Michalczewski selbst - hatten ihre Blicke vor dem Kampf gegen den Mexikaner Julio Cesar Gonzalez schon zu weit in die Zukunft gerichtet.
Alle sprachen nur davon, dass Michalczewski es mit einem weiteren Sieg in der Hand habe, wie einst der bekannte Rocky Marciano Mitte der 50er Jahre mit 49 Siegen in ebenso vielen Kämpfen ungeschlagen abzutreten.
"Der Kampf soll etwas für die Ewigkeit werden", sagte Michalczewski gegenüber ZDFonline. Doch als der Gong zur ersten Runde ertönte, war das Schicksal nicht mehr aufzuhalten. Der sieben Jahre jüngere Gonzalez war schneller, beweglicher, traf öfter und von der zweiten Runde an behinderte eine tiefe Wunde über dem linken Auge Michalczewskis Sicht.
Nach zwölf zähen Runden für Michalczewski war der Traum von Rocky Marcianos Meilenstein endgültig geplatzt, der Weltmeistertitel futsch. Die Ringrichter werteten mit einem für Michalczewski schmeichelhaften 2:1-Entscheid zu Gunsten von Gonzalez. "Alle Runden hätten an Gonzales gehen müssen", meinte Graciano Rocchigiani, Michalczewskis alter Rivale, sogar.
http://www.zdf.de/ZDFde/img/7/0,1886,2447239,00.jpg
Tief getroffen
Dem "Tiger" waren gehörig die Krallen gestutzt worden. Im Herzen tief getroffen ("Das ist der bitterste Moment meiner Karriere") und am Auge mehrfach genäht, legte Michalczewski eine Pause ein, um auszuloten, ob der "Tiger" in ihm noch immer bissig genug für eine weitere Schlacht im Ring sein würde.
Nach zwölf Monaten im Semi-Ruhestand hatte Michalczewski dann aber genug vom Thema Frührente. Im November meldete sich der "Tiger" zurück: "Ich habe noch keine Lust, ein Ehemaliger zu sein. Es ist mein Ziel, ein weiteres Mal Weltmeister zu werden."
Volles Risiko
Gegen den Franzosen Fabrice Tiozzo will Michalczewski am 26. Februar den gewagten Sprung vom tiefsten Punkten seiner Karriere zurück an die Weltspitze wagen. Dabei geht es für ihn um Alles oder Nichts, Sekt oder Selters.
Gewinnt Michalczewski, ist er auf einen Schlag wieder Weltmeister, dieses Mal bei der World Boxing Association (WBA). Verliert er, wird alle Welt sagen: "Dariusz, das mit dem Comeback hättest du lassen sollen." Michalczewski weiß das und trainiert genau deshalb seit Dezember als ginge es um sein Leben.
Tiozzo unberechenbar
Mit seinem Konditionstrainer erklomm er im Dezember die Schneebedeckten Gipfel der Hohen Tatra. Danach ging es mit Universum-Cheftrainer Fritz Sdunek ins Trainingslager auf der Ostsee-Insel Usedom und schließlich für 100 Runden Sparring gegen vier Gegner zurück in den Ring. "Ich mache das nicht fürs Geld. Ich habe einfach Bock auf diese Quälerei", ließ Michalczewski wissen.
Für den Kampf gegen Fabrice Tiozzo wird das auch nötig sein. In Sachen Erfahrung und Physis nehmen sich die Kontrahenten nichts (siehe Infobox unten). Entscheidend werden Trainingszustand, Willenskraft und Cleverness sein. Für Tiozzo ist es die erste Titelverteidigung seit dem Sieg über Silvio Branco (Italien) vom 20. Januar 2004. Den WM-Gürtel wird Tiozzo dem "Tiger" nicht aus freien Stücken überlassen und sich entsprechend austrainiert in Hamburg präsentieren.
Michalczewski Tiozzo
1,84 m Größe 1,84 m
36 Jahre Alter 35 Jahre
Pole Nationalität Franzose
48 Siege 46
1 Niederlagen 2
0 Unentschieden 0
38 K.o.-Siege 30
16 Monate Kampfpause 11 Monate
14 Jahre Profi-Erfahrung 17 Jahre
Deckung, Distanz, Jab
Auch eine eindrucksvolle Demonstration seiner Willenskraft hat Tiozzo im Branco-Titelkampf gegeben: In der achten Runde hatte Branco den Franzosen schon am Boden, doch Tiozzo raffte alle Kräfte zusammen und siegte am Ende nach Punkten. Zudem ist Tiozzo taktisch nur schwer berechenbar. "Er ist ein ausgebuffter Typ", meint Trainer Sdunek. "Wenn keiner mit ihm rechnet, explodiert er plötzlich."
Bisher hat nur Virgil Hill (USA) Tiozzo besiegen können (1993/2000), so dass sich Michalczewski auf jeden Fall warm anziehen muss. Bis zuletzt hat er an Deckung, Distanzgefühl und seinem linken Jab gefeilt, mit dem er seine "unglaublich harte Schlaghand" (Sdunek) ins Ziel bringen will. Doch an einen K.o.-Sieg glaubt nicht mal sein Trainer. Der "Tiger" wird in Top-Form sein müssen, wenn es zu Michalczewskis Comeback in der Hamburger "Color Line Arena" wieder aus den Boxen schallt: "The Eye of the Tiger".
Sekt oder Selters
Dariusz Michalczewski gegen Fabrice Tiozzo: Wie stark ist der "Tiger" noch?
"The Eye of the Tiger" donnerte es zwölf Jahre lang aus den Lautsprechern, wenn Dariusz Michalczewski in den Ring einzog. Doch nach dem 18. Oktober 2003 und der ersten Niederlage seiner Profi-Karriere war es merkwürdig ruhig geworden um den "Tiger". Wenn man Michalczewski dieser Tage nahe kommt, so scheinen einem die Augen des Tigers tatsächlich die wahre Bedeutung des Comeback-Kampfes gegen den Franzosen Fabrice Tiozzo zu verraten (26. Februar ab 22 Uhr live im ZDF).
http://www.zdf.de/ZDFde/img/29/0,1886,2447325,00.jpg
Eine deutlich sichtbare Narbe über dem linken Auge erinnert noch immer an jene Nacht im Herbst 2003. Alle - die Fans, die Medien und auch Michalczewski selbst - hatten ihre Blicke vor dem Kampf gegen den Mexikaner Julio Cesar Gonzalez schon zu weit in die Zukunft gerichtet.
Alle sprachen nur davon, dass Michalczewski es mit einem weiteren Sieg in der Hand habe, wie einst der bekannte Rocky Marciano Mitte der 50er Jahre mit 49 Siegen in ebenso vielen Kämpfen ungeschlagen abzutreten.
"Der Kampf soll etwas für die Ewigkeit werden", sagte Michalczewski gegenüber ZDFonline. Doch als der Gong zur ersten Runde ertönte, war das Schicksal nicht mehr aufzuhalten. Der sieben Jahre jüngere Gonzalez war schneller, beweglicher, traf öfter und von der zweiten Runde an behinderte eine tiefe Wunde über dem linken Auge Michalczewskis Sicht.
Nach zwölf zähen Runden für Michalczewski war der Traum von Rocky Marcianos Meilenstein endgültig geplatzt, der Weltmeistertitel futsch. Die Ringrichter werteten mit einem für Michalczewski schmeichelhaften 2:1-Entscheid zu Gunsten von Gonzalez. "Alle Runden hätten an Gonzales gehen müssen", meinte Graciano Rocchigiani, Michalczewskis alter Rivale, sogar.
http://www.zdf.de/ZDFde/img/7/0,1886,2447239,00.jpg
Tief getroffen
Dem "Tiger" waren gehörig die Krallen gestutzt worden. Im Herzen tief getroffen ("Das ist der bitterste Moment meiner Karriere") und am Auge mehrfach genäht, legte Michalczewski eine Pause ein, um auszuloten, ob der "Tiger" in ihm noch immer bissig genug für eine weitere Schlacht im Ring sein würde.
Nach zwölf Monaten im Semi-Ruhestand hatte Michalczewski dann aber genug vom Thema Frührente. Im November meldete sich der "Tiger" zurück: "Ich habe noch keine Lust, ein Ehemaliger zu sein. Es ist mein Ziel, ein weiteres Mal Weltmeister zu werden."
Volles Risiko
Gegen den Franzosen Fabrice Tiozzo will Michalczewski am 26. Februar den gewagten Sprung vom tiefsten Punkten seiner Karriere zurück an die Weltspitze wagen. Dabei geht es für ihn um Alles oder Nichts, Sekt oder Selters.
Gewinnt Michalczewski, ist er auf einen Schlag wieder Weltmeister, dieses Mal bei der World Boxing Association (WBA). Verliert er, wird alle Welt sagen: "Dariusz, das mit dem Comeback hättest du lassen sollen." Michalczewski weiß das und trainiert genau deshalb seit Dezember als ginge es um sein Leben.
Tiozzo unberechenbar
Mit seinem Konditionstrainer erklomm er im Dezember die Schneebedeckten Gipfel der Hohen Tatra. Danach ging es mit Universum-Cheftrainer Fritz Sdunek ins Trainingslager auf der Ostsee-Insel Usedom und schließlich für 100 Runden Sparring gegen vier Gegner zurück in den Ring. "Ich mache das nicht fürs Geld. Ich habe einfach Bock auf diese Quälerei", ließ Michalczewski wissen.
Für den Kampf gegen Fabrice Tiozzo wird das auch nötig sein. In Sachen Erfahrung und Physis nehmen sich die Kontrahenten nichts (siehe Infobox unten). Entscheidend werden Trainingszustand, Willenskraft und Cleverness sein. Für Tiozzo ist es die erste Titelverteidigung seit dem Sieg über Silvio Branco (Italien) vom 20. Januar 2004. Den WM-Gürtel wird Tiozzo dem "Tiger" nicht aus freien Stücken überlassen und sich entsprechend austrainiert in Hamburg präsentieren.
Michalczewski Tiozzo
1,84 m Größe 1,84 m
36 Jahre Alter 35 Jahre
Pole Nationalität Franzose
48 Siege 46
1 Niederlagen 2
0 Unentschieden 0
38 K.o.-Siege 30
16 Monate Kampfpause 11 Monate
14 Jahre Profi-Erfahrung 17 Jahre
Deckung, Distanz, Jab
Auch eine eindrucksvolle Demonstration seiner Willenskraft hat Tiozzo im Branco-Titelkampf gegeben: In der achten Runde hatte Branco den Franzosen schon am Boden, doch Tiozzo raffte alle Kräfte zusammen und siegte am Ende nach Punkten. Zudem ist Tiozzo taktisch nur schwer berechenbar. "Er ist ein ausgebuffter Typ", meint Trainer Sdunek. "Wenn keiner mit ihm rechnet, explodiert er plötzlich."
Bisher hat nur Virgil Hill (USA) Tiozzo besiegen können (1993/2000), so dass sich Michalczewski auf jeden Fall warm anziehen muss. Bis zuletzt hat er an Deckung, Distanzgefühl und seinem linken Jab gefeilt, mit dem er seine "unglaublich harte Schlaghand" (Sdunek) ins Ziel bringen will. Doch an einen K.o.-Sieg glaubt nicht mal sein Trainer. Der "Tiger" wird in Top-Form sein müssen, wenn es zu Michalczewskis Comeback in der Hamburger "Color Line Arena" wieder aus den Boxen schallt: "The Eye of the Tiger".